
Pro Ramsch hat Folgen
Ein Kilogramm gemischtes Hackfleisch für 4,88 Euro, das Kilo Hähnchenschenkel für 1,99 Euro oder das Leberkäsbrötchen aus der Vorkassenzone für 1,10 Euro: Ramschpreise für das wertvolle Lebensmittel Fleisch spiegeln im Lebensmittelhandel nicht den tatsächlichen Wert des Nahrungsmittels wieder. Sie sind – gerade im Fall des Snacks – oft nahezu auf Null kalkuliert. Und jeder Mitbewerber weiß, dass Lockvogelangebote eine pure Marketingstrategie sind und nur dazu taugen, mehr Kunden in die Läden zu bekommen.
Bereits beim Supermarktgipfel, zu dem die Bundeskanzlerin im Frühjahr eingeladen hatte, hatten die Vertreter aus dem Handel abgestritten, sich auf den Preis als zentrale Werbebotschaft zu fokussieren. Stattdessen beriefen sie sich darauf, Nachhaltigkeit und ökologische Erzeugung zu thematisieren und Preiswerbung nur zu nutzen, um Lebensmittelverschwendung zu vermeiden. Da scheinen die Fleischeinkäufer von Aldi, Rewe oder Edeka aber schon während des gesamten ersten Halbjahrs viel zu üppige Mengen geordert zu haben: Denn wer die Marktseiten der afz aufmerksam studiert, konnte erst jüngst nachlesen, dass der LEH seine Werbemaßnahmen mit Fleisch in der ersten Jahreshälfte 2020 um fast zehn Prozent ausgeweitet hat.
Die Politik muss Druck ausüben, wenn der Handel sich nicht freiwillig verpflichtet, künftig auf unmoralische und aggressive Kampfpreise zu verzichten. Klöckner lässt daher nicht locker: In einem vierseitigen Brief an ihre Ministerkollegin Christine Lambrecht begründet sie ausführlich und plausibel, warum sie ein Preiswerbeverbot für Fleisch für dringend geboten hält. Auch wenn ihr Vorhaben zunächst noch vom Justizministerium geprüft werden muss, ist ein politikseitiger Eingriff in Preisgestaltung und Wettbewerb ohnehin nichts Neues: Bereits 2007 wurde es verboten, Lebensmittel unter Einstandspreis zu verkaufen.