FRANKFURT Lebensmittelhandwerker sollten mehr denn je eine durchdachte Kommunikationsstrategie für ihren Betrieb haben.
„Keywords“ und „Storytelling“ sind nicht nur Instrumente des Marketings, sondern auch Elemente erfolgreicher Digitalisierungsanstrengungen. Aber beide Begriffe bedeuten Anfang 2023 so viel mehr für das Fleischerhandwerk als bloß relevante Informationen über das Unternehmen narrativ weiterzugeben.
Denn in den vergangenen Wochen und Monaten ist die gesamte Branche in der öffentlichen Wahrnehmung von positiv „systemrelevant“ zu negativ „teuer“, „nicht tiergerecht“ oder „nicht nachhaltig genug“ getrieben worden. Daher gilt es nun besonders, diese tendenziösen und mehrheitlich falschen Sichtweisen mit entsprechenden Schlüsselbegriffen (Keywords) und Geschichten über Produkte, Dienstleistungen, Know-how oder auch die Firmenkultur (Storytelling) wieder in das richtige, handwerksgerechte Licht zu rücken.
Es sind nicht die einfachen und schnellen Wahrheiten, das Bauchgefühl oder die persönliche Einschätzung, die einen davon abhalten sollten, die Bedeutungshoheit über seine „Story“ zu gewinnen oder zurückzugewinnen. Auch der Journalist Klaus Reichert, Metzgerssohn und Kenner des Fleischerhandwerks, versuchte sich in seinem Buch „Fleisch ist mir nicht Wurst“ am Thema Kommunikation: „Der gleiche Scherzkeks, der Infotainment erfunden hat, muss 20 Jahre später mit dem Wörtchen Storytelling um die Ecke gekommen sein. Seitdem glauben einige Medienmacher eisern daran, ihre Auflagen, Reichweiten und Einschaltquoten dadurch retten zu können, dass sie alles, was es zu berichten gibt, in kleine, muntere Geschichten packen,“ schreibt er. So weit, so gut – und auch so falsch.
Wenn negative Geschichten oder auch nur der Hauch eines einzelnen Fehlverhaltens in heutiger Zeit das Potenzial dazu haben, eine ganze Branche in Misskredit zu bringen, wenn einem systemrelevanten Berufsstand wie dem des Metzgers nach wie vor der Beigeschmack des grausamen und blutigen Handwerkers negativ anhaftet, dann ist es von zentraler Bedeutung, dass man mit seinen „munteren Geschichten“ dagegen hält, dass man sich auf die Art und Weise Gehör verschafft, die unser multimediales Zeitalter völlig zu Recht einfordert.
Dieser Beitrag ist teilweise ein Auszug aus dem Fachbuch „Der smarte Metzger. Digitale Tools & Strategien für das Foodhandwerk.“ Zum Thema „Botschaft – Keywords – Storytelling“ gibt es darin ein eigenes, umfangreiches Kapitel.
Autoren: Sybille und Andreas Roemer
Titel: Der smarte Metzger
Verlag: dfv Mediengruppe
Preis: 34 Euro
Autoren-Webseite: www.digimetz.de
alle daran Beteiligten wissen, wie sie die richtigen, individuellen Begrifflichkeiten und Geschichten entsprechend kommunizieren. Wohin soll die Reise im Betrieb gehen, was sind Themen und Ereignisse, die für das Unternehmen in diesem Jahr wichtig sind, welche Schwerpunkte will man besetzen? Die Antwort auf diese Fragestellung liefern oftmals relevante Keywords, die für ein einheitlicheres und fokussierteres Storytelling sorgen. Darüber hinaus werden alle im Unternehmen mit eingebunden, so dass sich die so geschulten Mitarbeiter der großen Bedeutung einer differenzierten Sprachregelung („Wording“) in den unterschiedlichen Kommunikationssituationen bewusster sind.
Miteinander auf unterschiedlicher Art und Weise in einer Vielzahl an Situationen und Möglichkeiten zu sprechen, birgt großartige Chancen. Zum Beispiel, wenn es darum geht, neue Käufer zu gewinnen, notwendige Veränderungen in der betrieblichen Struktur und beim Angebot zu kommunizieren, Preisgestaltung nachvollziehbar und akzeptabel durchzusetzen oder negative Ereignisse und deren Folgen abzumildern.
Nicht zuletzt gewinnt durch ein gutes Storytelling des einzelnen fleischerhandwerklichen Betriebs die ganze Branche, weil adäquat mit ihr und nicht nur über sie gesprochen wird.