Ernährung: Haltet zusammen und verteidigt das...
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Haltet zusammen und verteidigt das Fleisch!

imago / Rupert Oberhäuser
Natürlicher Kreislauf: Rinder auf der Weide fressen Gras und produzieren daraus Fleisch und Milch. Eine bessere Grünlandnutzung als die mit Weidetieren gibt es nicht.
Natürlicher Kreislauf: Rinder auf der Weide fressen Gras und produzieren daraus Fleisch und Milch. Eine bessere Grünlandnutzung als die mit Weidetieren gibt es nicht.

FRANKFURT „Es wird künftig weniger Fleisch gegessen“ – das wünschen sich Veganer und Tierrechtler. Manche Indizien sprechen aber dafür, dass es anders laufen könnte.

Im dritten und zweiten Jahrhundert vor Christus lebte der römische Staatsmann Cato. Er pflegte seine Reden – ob es nun zum Thema passte oder nicht – stets mit dem Ausspruch zu beenden „Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Karthago zerstört werden muss“.

Im Deutschland des 21. Jahrhunderts hat eine kleine, aber lautstarke und missionarisch veranlagte Minderheit diese Taktik übernommen. Sie fordert unablässig: „Wir müssen weniger Fleisch essen.“ Müssen wir wirklich? Nein, müssen wir nicht! Es bleibt die freie Entscheidung jedes Einzelnen, zu essen, was er will und was ihm guttut. Und genau deshalb könnte die Geschichte auch ganz anders laufen, als es sich Fleischgegner, Tierrechtler und Veganer wünschen.

Unser größter Fehler ist, dass wir still den Kopf einziehen, wenn gegen das Lebensmittel Fleisch gehetzt wird. Machen wir uns bewusst: Die meisten, die gegen das Fleisch agitieren, haben weder von der landwirtschaftlichen Tierhaltung noch vom Fleisch irgendeine Ahnung – sie haben nur ihre Propaganda-Parolen. Leider werden jedoch auch falsche Parolen, die ständig ungestraft wiederholt werden dürfen, von vielen als wahr angenommen.
Wenn wir das Fleisch offensiv verteidigen, stehen wir auf der richtigen Seite. Und das in vielerlei Hinsicht.
„Stoppen wir die Hetze gegen Tierhalter, Fleisch und Fleischverarbeiter.“
Fritz Gempel, Metzgermeister, Berater und Autor.

Fleisch ist gesund und aus natürlichen Kreisläufen

Der Kreislauf heißt „Boden-Pflanze-Tier“. Und, wie in allen Ökosystemen, kann man da nicht einfach ein Element entfernen und hoffen, der Rest werde schon weiter funktionieren. Einige Beispiele dafür: Rinder auf der Weide fressen Gras und produzieren daraus Fleisch und Milch. Auf den Weideflächen kann man nun mal keine Sojabohnen anbauen; noch nicht einmal Kartoffeln. Auf Weideland kann sehr oft gar nichts angebaut werden. Eine bessere Grünlandnutzung als die mit Weidetieren gibt es nicht.

Der Verzehr von Fleisch ist ein Menschenrecht

Nennen wir es Evolution oder nennen wir es Schöpfung. Menschen haben das Gebiss und den Verdauungsapparat eines Allesfressers. Die vorteilhafte Entwicklung und Überlebensfähigkeit der Gattung Mensch hängt wesentlich mit der „Erfindung“ der Jagd und des Fleischessens zusammen. Es ist unser gutes Recht, Tiere zu schlachten und deren Fleisch zu essen. Denn: Wir sind als Menschen mit Vernunft und Verantwortung ausgestattet. Und so essen wir auch Fleisch: Mit Vernunft und Verantwortung!

Fleisch ist ein ökologisch korrektes Lebensmittel

Im Vergleich zwischen einem Kilogramm Rindersteak aus Südamerika und der gleichen Menge Karotten vom heimischen Acker, hat tatsächlich die Karotte den besseren ökologischen Fußabdruck. Das Schweinekotelett aus heimischen bäuerlich-handwerklichen Kreisläufen gewinnt jedoch gegen Avocados aus Mexiko. Bedenken wir: Nur vier Prozent der in Deutschland verzehrten Tomaten werden auch hierzulande angebaut. Bei den für eine vegane Kost wesentlichen Nüssen, sind 98 Prozent Importware. Die Mandeln für die beliebte Veggie-Mandelmilch kommen zu 80 Prozent aus Kalifornien – die Mandelbäume dort müssen aufwändig bewässert werden.

Der Verzicht auf Fleisch ist keine Lösung

Wer sich schon einmal die Mühe gemacht hat, Ratgeber für vegane Ernährung zu lesen, kriegt Mitleid mit den Fleischverweigerern. Ein Beispiel aus www.vegpool.de: „Ein Mangel an Eisen kann zu Heißhunger auf Fleisch führen.“ Es wird auch gleich erklärt, warum das so ist: „Zwar nehmen vegan lebende Menschen im Durchschnitt viel Eisen über pflanzliche Nahrungsmittel auf, dieses ist aber schlechter verwertbar als tierisches Eisen.“ Und so kann laut Vegpool der Veganerin und dem Veganer in der Not geholfen werden: Viel frische Fruchtsäfte trinken und viel grünes Blattgemüse essen. Auf Nüsse, Cola und Tee sollte hingegen verzichtet werden – sonst könnte der Heißhunger auf Fleisch schnell wieder kommen. Übergeordnet gilt: Es geht nicht um ein Entweder-oder, nicht um Fleisch oder Gemüse, sondern um eine ausgewogene Ernährung aus vielen Bestandteilen.

Vegane Ernährung ist nicht immer umweltfreundlicher

Den größten kritischen Wasserverbrauch verursachen laut WWF nicht Fleischesser, sondern Veganer. Die Zahlen aus der 2022 veröffentlichten WWF-Studie: Wer bei der Ernährung komplett auf tierische Produkte verzichtet, verbraucht jährlich 45 Kubikmeter Wasser. Vegetarier kommen auf 39 Kubikmeter pro Person und Jahr, Fleischesser auf 29 Kubikmeter. „Nur 18 Prozent des für unsere Ernährung nötigen Wasserverbrauchs gehen auf das Konto tierischer Lebensmittel“, erklärt der Umweltverband. Wenn wir Deutschland im Jahr 2023 betrachten, erkennen wir viele Gründe, als von Fleischgegnern vorhergesagt und gewünscht:

Gute Ernährung darf nicht am Geld scheitern

Veggie ist nur für die Menschen eine Option, die genug Geld, genug zu essen und viel Zeit zur Beschäftigung mit ihrer Ernährung haben. Wer arbeiten muss, sparsam wirtschaftet und frei von Ideologien ist, erkennt: In jedem Metzgerbetrieb gibt es für weniger als zehn Euro pro Kilo Fleischteilstücke, die vieles vereinen, was eine gute Ernährung braucht. Inklusive sind in diesem Preis die Garantien für eine sichere Herkunft, eine tiergerechte Haltung und regionale Kreisläufe. Ernährung mit Fleisch, das ist eben auch: Für relativ wenig Geld mit gutem Gewissen genießen.

Tierhaltung muss sich finanziell lohnen

Die staatliche Fleischkennzeichnung nach der Haltungsform könnte ein Schuss in den Ofen werden. Es setzt sich folgnder Erkenntnis durch: Fleisch aus Deutschland – auch aus konventioneller Haltung – ist immer Fleisch aus einer artgerechten Haltung. Die „Umstellung der Tierhaltung“ kann nur erfolgreich sein, wenn sie sich an der Mehrpreisbereitschaft der Konsumenten orientiert – und diese Mehrheit kauft mehr denn je preissensibel. Deshalb ist es klug, wenn Metzger an ihrem Standard in Sachen Tierwohl festhalten, und weitere Schritte dann gehen, wenn die Verbraucher folgen.

Klimaschutz muss bezahlbar sein

Inzwischen wissen alle: Fleisch ist kein Klimakiller! Für jeden privaten Haushalt muss erst einmal gesichert sein, dass der Lebensmitteleinkauf in guter und sicherer Qualität bezahlt werden kann. Mit Fleisch ist das leichter als ohne Fleisch! Erst dann bleibt Geld übrig, um für mehr Klimaschutz, Tierwohl und Weltgerechtigkeit freiwillige Aufschläge zu bezahlen.

Appell an das Metzgerhandwerk

Lasst uns die vielen positiven Botschaften zum Lebensmittel Fleisch verbreiten. Werden wir zu Multiplikatoren für eine gesunde Ernährung aus umweltfreundlichen Kreisläufen. Stoppen wir endlich die Hetze gegen Tierhalter, Fleisch, Fleischesser und Fleischverarbeiter.

Quelle: afz - allgemeine fleischer zeitung 10/2023

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