Karriere im Fleischerhandwerk: Eine Verstärku...
Karriere im Fleischerhandwerk

Eine Verstärkung für den Betrieb

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„Am Ende des Tages kommt’s drauf an, was man mit den Händen gemacht und hergestellt hat.“ Das schätzt Jonas Zähringer am Fleischerberuf.
„Am Ende des Tages kommt’s drauf an, was man mit den Händen gemacht und hergestellt hat.“ Das schätzt Jonas Zähringer am Fleischerberuf.

FREIBURG Jonas Zähringer wusste schon als Kind, dass er einmal den Fleischerberuf ergreifen will. Seine Ausbildung macht er derzeit in der Freiburger Bio-Metzgerei von Bernd und Simone Hügle.

Nachwuchs für das Fleischerhandwerk zu gewinnen, ist schwer. Doch es gibt noch immer junge Leute, die diese Berufe erlernen wollen. Einer davon ist Jonas Zähringer aus Ehrenkirchen bei Freiburg. Er absolviert gerade sein drittes Lehrjahr und sagt: „Ich würde die Lehre immer wieder machen.“


„Warum ausgerechnet Metzger?“ wollte die afz - allgemeine fleischer zeitung von Jonas Zähringer, dem 18-jährigen Fleischerlehrling aus der Bio-Metzgerei Hügle in Freiburg, wissen. „Weil ich das schon als Kind werden wollte“, verrät er. Was kein Zufall ist: Jonas Zähringer ist in der elterlichen Metzgerei in Ehrenkirchen aufgewachsen. Von klein auf ist ihm das Handwerk vertraut. Für ihn war schon früh klar, dass er in die Fußstapfen von Vater und Großvater steigen wollte. Das sahen auch seine Freunde so. Als er ihnen sagte, dass er Metzger werden will, hat das keinen überrascht.

Erst Praktikum, dann Lehre

Jonas’ Ausbildung sollte aber nicht im elterlichen Betrieb stattfinden „Das wollte auch mein Vater nicht“, erklärt der junge Mann. Deshalb startete er – kurz bevor er seine Mittlere Reife ablegte – ein einwöchiges Praktikum in der Metzgerei Hügle. „Wir waren positiv überrascht von ihm“, erinnert sich Betriebsinhaber Bernd Hügle. „Und wir haben insgeheim gehofft, dass er sich um eine Lehrstelle bewerben wird“, ergänzt seine Frau Simone. Als die Bewerbung dann eintrudelte, sagten die Hügles sofort zu. Und haben es nie bereut! „Jonas arbeitet weitgehend selbstständig“, sagt sein Ausbilder. Laut Hügle ist er eine echte Verstärkung für den ganzen Betrieb.

Dort hat der Azubi bereits jeden Arbeitsschritt absolviert, den es gibt. Zerlegen, ausbeinen, kuttern, Brät herstellen, natürlich auch putzen, Ware verpacken, vakuumieren usw. Zähringer: „Es ist einfach sehr abwechslungsreich. Man macht jeden Tag was anderes und wechselt auch immer wieder von einem Arbeitsplatz zum anderen. Langweilig wird’s nie!“ Der Beruf sei Handwerk im ursprünglichsten Sinn. Klar gebe es Maschinen und Hilfsmittel, die helfen. „Aber am Ende des Tages kommt’s drauf an, was man mit den Händen gemacht und hergestellt hat. Und das sehe ich nicht nur, das kann ich auch essen. Ich weiß, was in der Wurst drinnen ist und ich weiß, wie sie hergestellt wurde.“ Das ist für ihn der große Unterschied zu einem Bürojob.

Außerdem genießt Jonas Zähringer noch eine besondere Abwechslung: Jeden Freitag steht er im Fachgeschäft in Freiburg-St. Georgen zusammen mit seinem Chef und zwei Fachverkäuferinnen hinter der Ladentheke. „Auch im Verkauf macht er seine Sache gut“, beurteilt Bernd Hügle. „Mittlerweile hat er einen guten Draht zu den Kunden, und die lassen sich auch gern von ihm beraten.“ Dass ein Fleischerlehrling regelmäßig in den Verkauf hineinschnuppert, ist nicht in jedem Ausbildungsbetrieb die Regel. Simone Hügle begründet: „Uns ist es wichtig, dass er auch diesen Bereich kennen lernt.“ Schließlich beeinflusse der unmittelbare Kontakt zum Kunden ja auch die Vorgänge in der Produktion. „Dadurch lernen die jungen Leute, auf was es ankommt, damit ihre Produkte angenommen werden.“

Dem Handwerk treu bleiben

Derzeit bereitet sich Jonas Zähringer auf seine Gesellenprüfung vor. Und was kommt danach? Noch weiß er es nicht so genau. Auf alle Fälle will er dem Fleischerhandwerk treu bleiben, vielleicht noch ein oder zwei Jahre als Geselle arbeiten und sich danach auf der Meisterschule anmelden.

Auch wenn sich das Image des Fleischerhandwerks gerade seit der Corona-Pandemie wieder etwas verbessert hat – der Mangel an Auszubildenden, Fachverkäuferinnen und Gesellen bleibt hoch. Wie man seinen Beruf der jüngeren Generation im wahrsten Sinn des Wortes schmackhafter machen könnte, dafür hat auch Jonas Zähringer kein Patentrezept. Auf alle Fälle sollte man mehr auf die jungen Leute zugehen, sie da abholen, wo sie sind. Damit meint er nicht unbedingt nur Instagram und Co. Er empfiehlt beispielsweise Besuche in Schulen, Info-Stände auf Azubi-Börsen, in Jugendclubs oder Vereinen. „Man sollte auch bei Lehrern und Eltern mehr für eine Ausbildung im Handwerk werben“, findet er.

Junge Leute im Beruf halten

Dass derzeit junge Leute aus dem Ausland angeworben werden, findet er gut. Der Umgang mit Menschen aus anderen Nationen sei auch für deren Kollegen sehr bereichernd. Es müsse dennoch mehr dafür getan werden, die jungen Leute nach ihrer Ausbildung im Beruf zu halten. So hielten die Verdienstmöglichkeiten im Lebensmittelhandwerk mit anderen Berufszweigen längst nicht mehr mit. Das Einstiegsgehalt eines ausgelernten Fleischergesellen sei in jedem Fall noch verbesserungsbedürftig. Wer da nicht aus Überzeugung und mit viel Leidenschaft im Beruf bleibe, komme schon mal in Versuchung, zum Beispiel in die Industrie zu wechseln, in der man als angelernte Hilfskraft am Fließband genauso viel verdiene wie ein Facharbeiter im Handwerk.

Stories zum Thema Karriere im Fleischerhandwerk finden Sie hier. Informationen zu den Fleischerberufen sind hier abrufbar.

Quelle: afz - allgemeine fleischer zeitung 16/2023



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