MANNHEIM Philipp Burkhardt aus dem Mannheimer Stadtteil Waldhof hat ein Faible für Wettbewerbe. Der 30-Jährige ist nicht nur zum fünften Mal in Folge Deutscher Weißwurstmeister, sondern auch Deutscher Bratwurst- und seit Kurzem sogar Deutscher Leberwurstmeister.
Die besten Weißwürste kommen nicht aus Bayern, sondern aus Mannheim. Denn bereits zum fünften Mal in Folge hat der Mannheimer Metzgermeister Philipp Burkhardt den Titel „Deutscher Weißwurstmeister“ errungen. Daran änderte auch die Konkurrenz aus dem Freistaat nichts. Der 30-Jährige ist damit unbestritten „King of Weißwurst“.
Seit 1973 lädt jährlich der „Sitz der Feinschmecker des Herzogtums Alençon in Frankreich“ europäische Metzgereien dazu ein, sich mit den Kollegen zu messen. Als Philipp Burkhardt 2017 zum ersten Mal – und dann auch noch als frischgebackener Fleischermeister an dem Wettbewerb teilnahm und sofort Deutscher Weißwurst-Meister wurde, war das für ihn ein riesiger Erfolg. Denn er bekam mit den erworbenen Meriten aus erster Hand und zugleich die Zusicherung, mit seinen Produkten und dem von seinem Vater Peter ausgetüftelten Rezept auf dem richtigen Weg zu sein. Und dass die Kurpfalzmetropole Mannheim damit zur Weißwursthochburg avanciert, ist bemerkenswert. Denn immerhin musste sich Burkhardt gegen bayerische Metzgereien behaupten, die ebenfalls am Wettbewerb teilnahmen.
Der einzige im Jahrgang mit handwerklicher Ausbildung
Dass Philipp Burkhardt einmal im Fleischerhandwerk landet, war so eigentlich nicht geplant. Ursprünglich hatte der junge Mann vor, nach dem Abitur Betriebswirtschaft oder Wirtschaftspädagogik an der Universität Mannheim zu studieren. Als Einziger von 150 Schülern seiner Jahrgangsstufe entschied er sich dann aber für eine handwerkliche Ausbildung zum Metzger. Zu seines Vaters Zeiten war das noch ganz anders: „Damals gab es zwei, drei Berufsschulklassen mit 30 Azubis, bei Philipp war es nur eine mit sieben Leuten“, erinnert er sich.
Bei Philipp Burkhardt war die Liebe zum Fleischerhandwerk eben doch sehr groß. Sein Vater kommentiert: „Es war eigentlich eine logische Entwicklung, dass er hier einsteigt. Philipp hat schon als Neugeborener in der Wurstküche auf dem warmen Kochkessel geschlafen. Die Leidenschaft war vermutlich damals sofort ins Blut übergegangen.“ Diese Erkenntnis macht den Seniorchef sehr froh – auch die berufliche Entwicklung seines Sohnes. Denn dadurch wird die 1961 von seinem Vater Werner Burkhardt im Stadtteil Waldhof gegründete Metzgerei von einem Familienmitglied in dann dritter Generation fortgeführt.
Nach Philipp Burkhardts Ausbildung und Gesellenprüfung schloss er gleich einen Meisterkurs ab und ist seit 2015 Fleischermeister. Darüber hinaus bildete er sich zum Betriebswirt des Handwerks und zum Food Store Manager und Verkaufsleiter weiter. „Ich bereue den Schritt ins Handwerk kein bisschen“, bekennt er. „Es macht mir großen Spaß, ich esse gern und mir schmeckt das, was ich herstelle, sehr gut. Ein frisches Stück Brot zur Wurst – was gibt es Besseres?“
Das
Familienunternehmen führen Peter und Philipp Burkhardt seit September 2021 gemeinsam, schätzen sich als „Dreamteam“. Der Vater hat die Erfahrung und Weitsicht, der Sohn die Ideen und die Neigung zur Experimentierfreude. Beide eint die besondere Leidenschaft, genussvolle Fleischerzeugnisse für ihre Kundschaft herzustellen und sich in Wettbewerben zu messen.
Am letztjährigen Wettstreit nahmen sogar beide Burkhardts teil und gingen beide als Meister vom Platz – der Sohn in der Kategorie Weißwurst und der Vater in der Kategorie Bratwurst. Schmunzelnd fügt der Junior hinzu, dass er bei der Bratwurst-Wertung den zweiten Platz belegt hatte. „Und mein Vater bei der Weißwurst ebenfalls den zweiten Platz. Somit sehen wir uns als Doppelsieger.“ Beide Wurstsorten gelten für die Burkhardts als Königsdisziplin. „Wenn man im Sommer grillt und eine hervorragende Bratwurst hat, beginnt der Spaß nicht erst beim Verzehr, sondern schon beim Grillen. Lässt sie sich gut garen, bekommt sie eine appetitliche Farbe und platzt nicht zu schnell auf.“
Bratwürste auf Langeoog für guten Zweck gespendet
Wie gut die Mannheimer Bratwurst schmeckt, erlebten die beiden Fleischermeister 2022 beim Allerheiligen-Schwimmen auf der nordfriesischen Insel Langeoog: „Dort haben wir unsere Bratwürste für einen guten Zweck gespendet“, berichtet Philipp Burkhardt. „Alle haben sie nur mit Brötchen und ohne weiteren Zusatz verzehrt. Bei der Weißwurst ist es genauso. Der gute Biss, der Duft der Petersilie, der Zitronen- und Limettenabrieb – einfach herrlich!“, schwärmt er und verrät sein Lieblingsrezept, das wohl dem ein oder anderen Weißwurstliebhaber ein Stirnrunzeln verursacht: „Ich brate die Weißwurst in der Pfanne goldbraun heraus und karamellisiere Apfelschnitze. Das schmeckt mit einem knackigen Blattsalat und lauwarmem Baguette dazu einfach toll.“ Nicht verraten wird natürlich das Rezept, das unter anderem eine hauseigene Gewürzmischung mit Salz, Pfeffer, Muskat und Koriander enthält. „Zuzeln“ lassen sich die prämierten Weißwürste aus Mannheim übrigens nicht. „Ich verwende weniger Fett, dadurch wird der Biss besser“, erklärt der junge Meister.
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Wettbewerbsteilnahme in den Niederlanden
Erst im März 2023 packte die Burkhardts wieder der Ehrgeiz: Sie nahmen erstmalig am internationalen Wurstwettbewerb „
Confrérie des Chevaliers du Goûte Andouille de Jargeau“ in den Niederlanden teil und reichten verschiedene Produkte aus dem laufenden Sortiment dazu ein. Dabei kam es noch zu einem kleinen Wettlauf mit der Zeit. „Die Post hatte gestreikt,“ erzählt Philipp Burkhardt schmunzelnd. „Also sind meine Frau Anna, die mich seit zwei Jahren im Betrieb unterstützt, mein Töchterchen Philippine und ich mit dem Kofferraum voller Wettbewerbsprodukte nach Eindhoven gefahren und lieferten sozusagen persönlich ab.“
Der Confrérie des Chevaliers, Werner Richelle, war sichtlich von der Energie beeindruckt und lud die drei spontan auf eine Runde Schokobollen ein. „Lecker und babbisch, genau unser Ding!“, berichtet Philipp. Der Aufwand sollte sich aber lohnen. Wenige Tage später wurden die eingereichten Leckereien begutachtet, verkostet und bewertet. Die niederländischen Feinschmecker waren von den Produkten wahrlich angetan und vergaben 15 Mal Gold. Burkhardts „Kurpfälzer Leberwurst“ übertraf sogar die volle Punktzahl und wurde damit zusätzlich „Champion National“. Auch für das frische „Zwiebelmett“ gab es noch die Auszeichnung „Vice Champion National“ on top.
Philipp Burkhardts Kommentar: „Während der Auszeichnung klopfte ich meinem Vater auf die Schulter und hab‘ geflüstert: ‚Wir können nicht nur Weißwurst‘“. Und wer weiß? Vielleicht sitzt die nächste Generation der Familie Burkhardt auch demnächst neben dem dampfenden Kochkessel und schläft?
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