Rudolf-Kunze-PR-Preis 2017 Jede Woche kommt ein neuer Freund

Der Innovationsrhythmus ist extrem kurz: Er beträgt lediglich eine Woche. Dann gibt es im Hauptgeschäft der unterfränkischen Fleischerei Freund in Sommerkahl und in der Filiale in Sailauf schon wieder etwas Neues – regelmäßig und stets zusätzlich zu dem ohnehin schon recht üppigen Sortiment.
Durch den wöchentlichen Zuwachs würden Theke, Gehänge oder Regal überquellen, wäre da nicht die eiserne Konsequenz von Chefin Stephanie Freund, die das riesige Repertoire schließlich doch immer unterbringt. „Schachbrettspiel“ nennt die Metzgermeisterin ihre Thekenbelegung, bei der sie die Felder auf dem begrenzten Platz nutzt, indem sie statt einer Schale oder Platte zwei kleinere nimmt. Dann muss halt öfter nachgelegt werden, doch das gilt gleichzeitig als Beweis der Frische.
Mit Neuheiten überraschte das Fachgeschäft in dem nur 1.000 Einwohner zählenden Ort schon immer, sogar häufig. Aber seit Stephanie und Matthias Freund die Innovation im Wochenturnus zum Unternehmenskonzept auserkoren haben, zahlt sich die Strategie in barer Münze aus.

Viel mehr wird über die Eigenschaften von evangelischer und katholischer Bratwurst debattiert, das geschmackliche Zusammenspiel von Tomate und Mozzarella in der Teewurst analysiert oder darüber gerätselt, warum die Winterbratwurst mit Pflaumenmus und Haselnüssen nicht nur wie erwartet bei den Frauen prima ankommt, sondern noch besser bei den Männern. Marktforschung hautnah: Denn jedes Lob, jede Wertung und Anregung fließt direkt in den Innovationsprozess.
Der verlangt von der Mannschaft in der Wurstküche eine hohe Flexibilität, denn außer bei Schinken und Salami beträgt die Vorlaufzeit immer nur eine knappe Woche. Da bleibt kaum Zeit zum Experimentieren. Durch die Wochen-Strategie stieg das Pensum der Gesellen enorm. Allein die Produktion von Bratwurst hat sich verzehnfacht.
100 bis 150 kg davon setzt die Kreativmetzgerei wöchentlich ab. Ständig in der Theke liegen 20 Sorten; 70 bis jetzt schon in der Rezepturensammlung, angepeilt sind 100. Ähnlich variantenreich liest sich die Liste bei Leberkäse (25), Grill-Spezialitäten (40), Rohwurstknackern (10), Fleischwurst (15), Wurstsalaten (20) oder Fleisch- (20) und Wurstkonserven(35).
Mit der Zahl der Produkte steigt nicht nur der wirtschaftliche Erfolg, sondern auch die Motivation der Mitarbeiter und der Spaß bei allen Beteiligten, für den das Zitat einer Kundin exemplarisch ist: „Rein geht man bei euch mit einem normalen Gesicht, raus mit einem lachenden.“