Start-Up Bundesgebiet gilt als Absatz-Revier

Auf die Idee kamen die in der Fleischbranche als Seiteneinsteiger geltenden Jungunternehmer, weil Trompeter als passionierter Jäger wusste, dass die professionelle Vermarktung der Beute nicht immer ganz einfach ist. Denn das Zusammenspiel von Jägern und Forstämtern auf der Seite der Beschaffung sowie Fleischern, Einzelhändlern und Gastronomen auf der Abnehmerseite läuft in eng gezogenen geografischen Grenzen. Diese zu überschreiten, haben sich die Gründer vorgenommen. Die Vermarktung in einem bundesweiten Revier ist ein Ziel, das Ausdehnen der meistens stark saisonbezogenen Nachfrage ein weiteres.
„Eigentlich sind Fleisch und Wurst vom Wild die traditionellen Lebensmittel für die dunkle Jahreszeit“, bestätigt Lenger die vorherrschenden Konsumgewohnheiten. Eine langsame Änderung zeichnet sich allerdings ab. Dazu wollen er und sein Kompagnon beitragen und dabei „ganzjährig die beste Verfügbarkeit gewährleisten“.
In ihrem Web-Shop haben sie deshalb erstmals in diesem Jahr eine BBQ-Abteilung eingerichtet, in der sie Bratwurst als Wildschwein-Griller in verschiedenen Kalibern und Packungen mit je zwei 125 g schweren Patties als Wild- und Hirsch-Burger anbieten – das Rezept für eine Grill-Kreation mit geschmorten Zwiebeln, Brie und Preiselbeeren inklusive.
Der Online-Shop ist in drei Produktkategorien unterteilt: BBQ, Fleisch und Dauerware, zu denen Salami und Schinken sowie die Konserven mit Leberwurst zählen. Doch der Versandhandel mit Privatkunden macht nach Angaben von Lenger lediglich zehn Prozent des Umsatzvolumens aus. Der Hauptanteil fließt über den Absatz an Wiederverkäufer: Supermärkte, Fachgeschäfte und Hofläden, die entweder direkt oder über den Fachgroßhandel versorgt werden. In mittlerweile sieben Läden gibt es sogar spezielle Depots – als „Wilder Heinrich“ gebrandete Kühlschränke, die vorwiegend verarbeitete Fleischprodukte enthalten.

Der Rohstoffbezug erfolgt über bislang zwei Wildkammern, zu denen nach Vorstellung der Geschäftsführer vom „Wilder Heinrich“ gern noch weitere hinzukommen dürften. Dort wird die Jagdbeute aus der Decke geschlagen, ehe die gekühlten Tierkörper zum Zerlegen und zur Weiterverarbeitung nach Rinteln kommen, wo fünf gelernte Metzger arbeiten. Anhand der nötigen Produktionsmengen lassen sich die Favoriten der Kunden eindeutig bestimmen: Jeweils auf Fleischbasis von Wildschwein sind es an erster Stelle die Salami und an zweiter die Bratwurst, die sich nach Bekenntnis von Hersteller und Kunden durch einen milden Wildgeschmack auszeichnen: „Schmeckt intensiv, aber nicht streng“. Das gilt übrigens für sämtliche Erzeugnisse aus dem Programm vom „Wilder Heinrich“.
Bei der Suche nach einer treffenden Firmenbezeichnung hatten die Gründer die zeitgemäße Vermarktung im Blick, als sie einen traditionellen Vornamen in Kombination mit dem Rohstoff wählten. „Wir positionieren uns ganz klar als Handelsmarke“, betont Geschäftsführer Lenger. Neben der handwerklichen Herstellung nennt er zwei weitere Merkmale des Konzepts: Erstens wird für die Produktion von Wurst und Schinken nur Wildfleisch eingesetzt. Und zweitens stammen – wie die Wildschweine – auch Rehe und Hirsche ausschließlich aus freier Wildbahn (und nur aus Deutschland), damit die Werbeaussage „100 Prozent aus der freien Natur“ gerechtfertigt ist. Das schließt jedoch zum Bedauern der Bielefelder die Belieferung von Bio-Läden aus, weil sich die Natur nun mal nicht entsprechend zertifizieren lässt.